von Susanne Hiller Eine der ersten Erinnerungen aus meiner Kindheit ist die, dass mein großer Bruder und ich uns mit unseren Kopfkissen jeder vor einen großen Lautsprecher unserer Stereoanlage im Wohnzimmer legten, und Kassetten hörten. Meine Lieblingskassette war "Eine Mutter für viele Kinder" und handelte von Eva von Thiele-Winkler, einer jungen Adligen um 1900, die ihre Aufgabe darin sah, heimatlosen Kindern eine Heimat zu schaffen. Ich kann nicht sagen, wie stark diese Kassette aus meinen frühen Kinderjahren mein Denken geprägt hat. Kaum konnte ich lesen, hatte ich kein lieberes Hobby, als mich mit einem Buch zu verkriechen. Und auch da hatte ich ein klares Lieblingsbuch: "Stärker als tausend Wasserbüffel". Eine Erzählung der Lebensgeschichte von Gladys Aylward, einer jungen britischen Chinamissionarin, die während des zweiten Weltkrieges viele Waisenkinder bei sich aufnahm, und mit über hundert von ihnen über die Berge floh. Die Geschichten mutiger, selbstaufopfernder Frauen wie Amy Carmichael, Elisabeth Elliot, Susanna Wesley, und viele mehr, faszinierten mich. Sie gaben mir als jungem Mädchen eine klare Sicht dafür, was meine Aufgabe in dieser Welt ist. Weit entfernt von den Teenagern meines Alters, drehten sich meine Gedanken nicht um Glitzernagellack, Handtaschen, und Fernsehserien. Ich brannte darauf, wie meine großartigen Vorbilder Gott zu dienen, und für ihn und andere zu leben. Medien Die Medien, mit denen unsere Kinder aufwachsen, können die Entwicklung eines guten Charakters unterstützen, oder dem entgegenwirken. Es ist ganz natürlich, dass unsere Kinder von Musik, Hörbüchern, Filme etc. geprägt werden, und umso wichtiger ist es, dass wir sie sorgfältig auswählen. Meine drei Jungs lieben Bob der Baumeister, und spielen das Gesehene und Gehörte bei jeder Gelegenheit nach. Ich habe nichts dagegen, denn Bob der Baumeister ist ein hart arbeitender sympathischer Bauarbeiter. Das Team arbeitet gut zusammen, bewältigt gemeinsam Konflikte, und alle reden freundlich miteinander. Es handelt sich also um einen positiven Einfluss. Welche Filme sehen unsere Kinder? Was begegnet ihnen im Internet? Was hören sie im Radio? Welche Bücher lesen sie? Als Eltern sollten wir immer auf der Hut sein. Bevor unsere Kinder alt und weise genug sind, selbst zu entscheiden, was ihnen gut tut, müssen wir das Schlechte von ihnen fernhalten, und aktiv das Gute fördern. Ich weiß nicht, welche Romane ich gelesen hätte, oder womit ich sonst meine Zeit verschwendet hätte, wenn mein Vater nicht darauf geachtet hätte, dass ich immer eine spannende Biographie zu lesen habe. Nichts ist für Teenager aufregender und inspirierender als die Erlebnisse von Menschen, die tatsächlich gelebt haben. Das führt mich direkt zum nächsten Punkt: Vorbilder Figuren in konsumierten Medien können gute Vorbilder für unsere Kinder sein. Doch noch lauter sprechen die Vorbilder ihrer realen Welt. Und das wichtigste Vorbild unserer Kinder sind wir, ihre Eltern. Wenn wir nicht den Charakter haben, den wir von ihnen erwarten, dann ist alle Mühe umsonst. Unsere Kinder beobachten genau, wie wir mit unserem Ehepartner umgehen, und wie wir über andere sprechen, wenn diese nicht anwesend sind. Sie wissen, ob unsere Freundlichkeit gegenüber einer minderbemittelten Familie echt und herzlich ist, oder geheuchelt und abweisend. Sie erkennen schnell ob die Opfer, die wir für die Gemeinde und in der Gastfreundschaft bringen, gern und fröhlich gebracht werden, oder geizig, und mit Murren. Wie wichtig ist es, dass unser Herz erneuert ist, und die Frucht des Geistes hervorbringt, damit wir unseren Kindern keinen Anstoß zur Sünde geben. " Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Anstoß [zur Sünde] gibt, für den wäre es besser, dass ein großer Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde." Matthäus 18,6 Weitere Vorbilder, die auch außerhalb der Familie wichtige Bezugspersonen für unsere Kinder werden können, sind gläubige Großeltern, Tanten, Onkel, junge Erwachsene in der Gemeinde, und christliche Familien. Spielgefährten Man kann nicht leugnen, welch großen Einfluss gleichaltrige Spielgefährten auf unsere Kinder ausüben. Wenn wir an den Vers denken "Lasst euch nicht irreführen: Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten!" (1 Korinther 15,33) dann wird uns klar, dass es entscheidend ist, gute Freunde für unsere Kinder zu finden. Wir treffen uns gerne mit anderen christlichen Familien, die Kinder im gleichen Alter haben, um gezielt Freundschaften herbeizuführen und zu fördern. So hoffen wir, dass die Kinder sich durch gutes Verhalten gegenseitig anspornen in der Entwicklung eines biblischen Charakters. Vor allem auch darin, wie man Frieden stiftet und Konflikte ausräumt, wenn etwas schief gelaufen ist. Gnade Ein guter Charakter entsteht nicht über Nacht. Es ist ein langer Prozess, den auch wir als Mamas noch nicht abgeschlossen haben, und bei dem wir unsere Kinder begleiten dürfen. Ich selbst profitiere sehr davon, mit meinen Kindern Bibelverse zu guten Charaktereigenschaften auswendig zu lernen, und möchte dadurch weiter darin wachsen, Christus ähnlicher zu werden. Wie schön ist es, wenn wir mit unseren Kinder zusammen diesen Weg gehen können. Um ihnen ein gutes Vorbild zu sein, müssen wir ihnen nicht vorheucheln, wir seien perfekt. Vielmehr ist es ermutigend für sie, wenn sie sehen, wie wir auch sündigen, uns damit aber hemmungslos auf Jesus werfen. Es soll in ihnen den Wunsch erwecken, mit ihrem eigenen Versagen ebenfalls zum Heiland fliehen zu können. "Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung übereilt würde, so helft ihr, die ihr geistlich seid, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht; und gib dabei acht auf dich selbst, dass du nicht auch versucht wirst! Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen!" Galater 6,1-2 Dieser ganze Prozess braucht viel Geduld und Gnade. Wir möchten unseren Kindern nicht das Gefühl geben, dass wir gegen sie kämpfen, und sie ändern möchten. Ganz im Gegenteil. Wir kämpfen mit ihnen gegen ihre Sünde. Sie ist der gemeinsame Feind. Und mit Gottes Hilfe wollen wir unseren Kindern das Handwerkzeug lehren, um sie zu bekämpfen. Gebet Unsere Bemühungen um einen guten Charakter in unseren Kindern sollten von beständigem Gebet begleitet werden. Wir selbst können das Herz der Kinder nicht verändern. Nur Gott kann ihnen einen erneuerten Sinn geben, der danach strebt, durch gutes Verhalten IHM Ehre zu machen. Nicht nur unsere Kinder brauchen Gebet. Auch wir selbst brauchen es. Damit wir unsere Kinder nicht überfordern, sondern sie fördern. Damit wir unsere Kinder nicht drängen, sondern ziehen. Damit wir sie nicht kommandieren, sondern leiten. Und damit wir die Gnade haben, sie zu Christus zu führen. Wir erbitten das Wirken des Heiligen Geistes, der allein unsere Kinder dazu bringen kann, Buße zu tun, und ihre Sündenlast bei Jesus abzuladen. "Das Wort wird im Menschenherzen nicht eher Glauben finden, als bis es vom inneren Zeugnis des Heiligen Geistes versiegelt worden ist." Johannes Calvin Denn das ist das eigentliche Ziel unserer Erziehung. Die Erziehung hin zu Jesus.
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September 2019
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