Familienplanung praktisch von Susanne Hiller Wie wir in den vorigen beiden Artikeln gesehen haben, hat Gott überfließende Freude an Leben, an Vermehrung, an Nachkommenschaft, an Kindern - an Großfamilien! Reichlich Nachkommenschaft zu haben ist ein unbeschreiblicher Segen Gottes, den wir mit Freude und Opferbereitschaft annehmen dürfen. Und doch gibt es auch für Christen berechtigte Gründe, nach reiflicher Überlegung und Prüfung der eigenen Motive, durch Verhütung die Geburtenabstände zu vergrößern, oder die Kinderzahl zu beschränken. Aber welche Mittel dürfen hierbei zum Einsatz kommen? Gibt es biblische Prinzipien, die bei der Familienplanung befolgt werden müssen? Sollten wir als Christen sogenannten "Natürlichen Verhütungsmethoden" den Vorzug geben? Wir können an dieser Stelle in keiner Weise alle vorhandenen Verhütungsmittel im Einzelnen besprechen und bewerten. Die folgenden Abschnitte können nur eine kleine Orientierungshilfe sein, und sollen zum Nachdenken und bewussten Selbststudium anregen! 1. Abtreibung Zunächst: Alle Christen sollten sich darin einig sein, dass das Beenden einer Schwangerschaft durch Abtreibung unter das 6. Gebot fällt: Du sollst nicht töten! Wie uns heute durch wissenschaftlichen Fortschritt bekannt ist, beginnt das Leben mit dem Verschmelzen von Ei- und Samenzelle im Eileiter. Somit ist jegliche Form der "Geburtenkontrolle" durch Abtreibung für Christen völlig ausgeschlossen. Hat Gott Leben geschenkt, von den Eltern geplant oder ungeplant, gesund oder behindert, wollen wir es dankend aus seiner Hand nehmen und auf dieser Welt willkommen heißen. (Die einzige Ausnahme, auf die hier aber nicht weiter eingegangen werden soll, könnte die medizinische Indikation sein. Karl Horst Wrage schreibt: "Wenn das Leben der Frau durch die Schwangerschaft bedroht ist, müssen die Eltern in einem echten Konflikt der Pflichten eine Entscheidung erringen, die in jedem Fall nur aus dem Wissen um die vergebende Gnade Gottes getragen werden kann.") Da dies völlig klar sein sollte, können wir direkt übergehen zur Empfängnisverhütung durch Verhütungsmittel. 2. Hormonelle Verhütungsmittel Alle hormonellen Verhütungsmittel (Pille, Minipille, Drei-Monats-Spritze, Hormonspirale, Vaginalring, Verhütungspflaster etc.) wirken auf mindestens eine Weise, meistens aber durch eine Kombination der folgenden vier Wirkungsweisen: - Hemmung der Ovulation (Eisprung) - Beeinflussung des Zervixschleims (Beförderung der Spermien in den Eileiter) - Störung der Eileiterfunktion (Transport der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter) - Störung des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut (Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter) Gegen die ersten beiden Punkte ist nicht unbedingt etwas einzuwenden. Problem ist aber, dass diese beiden bei hormonellen Verhütungsmitteln nicht zu 100% zuverlässig eintreten. In diesem Fall findet eine Ovulation und möglicherweise die Befruchtung einer Eizelle statt. Nun greifen Wirkungsweise 3 und 4, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Durch die veränderte Schleimzusammensetzung im Eileiter reicht die Nahrungszusammensetzung für die notwendige Reifung der befruchteten Eizelle nicht aus, und es wird zudem der zeitgerechten Transport in die Gebärmutter verhindert. Sollte die befruchtete Eizelle doch heil in der Gebärmutter ankommen, ist diese nicht vorbereitet, da die zur Einnistung nötige Schleimhaut nicht aufgebaut wurde oder nicht die richtige Beschaffenheit hat. So wird die Einnistung der befruchteten Eizelle wesentlich erschwert oder ganz verhindert. Die Verhinderung der Nidation (Einnistung) in Verbindung mit der Störung der Tubenfunktion (Eileiterfunktion) zeigt eine abtreibende Wirkung hormoneller Verhütungsmittel. Auch wenn Experten sehr unterschiedliche Einschätzungen bezüglich der Wahrscheinlichkeit der Befruchtung einer Eizelle trotz Einsatz hormoneller Verhütungsmittel äußern, sollte allein die Tatsache, dass es eine gewisse Wahrscheinlich einer abtreibenden Wirkung gibt, Christen hellhörig machen. Tatsächlich gibt es Schätzungen, die zu dem Ergebnis kommen, dass durch den Einsatz der Pille und der Spirale weitaus mehr Frühabtreibungen stattfinden, als durch bewusste ärztliche Eingriffe. Gerade die Minipille, die vielen Frauen während der Stillzeit empfohlen wird, ist sehr gering dosiert, und hat daher kaum eine ovulationshemmende Wirkung. Daher kann es in jedem Zyklus zu einem Eisprung, und folglich auch zu einer Befruchtung kommen! Als Christen dürfen wir die Augen vor diesen Tatsachen nicht verschließen! Ich bin der Auffassung, dass hormonelle Empfängnisverhütung schon aufgrund der Möglichkeit einer Abtreibung keine Anwendung in der Familienplanung einer gläubigen Familie finden sollte. Doch hier ist es die Verantwortung jedes Ehepaares, sich über die jeweiligen hormonellen Verhütungsmittel und ihre Wirkungsweise genau zu informieren, und dann eine Entscheidung zu treffen, die sie guten Gewissens vor Gott vertreten können. Römer 14, 5+23: „Ein jeder sei seiner Meinung gewiss. Was nicht aus dem Glauben heraus geschieht, ist Sünde.“ 3. Mechanische Verhütungsmittel An dieser Stelle wenden wir uns den mechanischen Methoden zu (Kondom, Diaphragma, Portiokappe, etc.). Diese Mittel nehmen keinen Einfluss auf die Hormone und den Zyklus der Frau, sondern verhindern als Barrieren lediglich, dass Spermien zu der Eizelle durchdringen können. Es besteht keinerlei abtreibende Wirkung, falls doch eine Eizelle befruchtet werden sollte. Diese könnte sich ungehindert in der Gebärmutter einsetzen, und eine Schwangerschaft entsteht. Nachteil dieser mechanischen Methoden ist jedoch häufig die umständliche Handhabung. Je nachdem kann das angewandte Barrieremittel als störend oder unangenehm empfunden werden. Dennoch können mechanische Methoden eine gute Möglichkeit für Ehepaare sein, die nur kurzfristig verhüten wollen, um z.B. den Abstand in der Geschwisterfolge zu erhöhen. Das Diaphragma kann aber auch eine längerfristige Lösung sein, wenn die Frau gut damit zurecht kommt. 4. Natürliche Familienplanung In den letzten Jahren wieder öfter praktiziert wird die "Natürliche Familienplanung" (NFP). Um jeglichen unnatürlichen Eingriff in den Hormonhaushalt der Frau (mit all den unangenehmen Nebenwirkungen) zu vermeiden, aber auch nicht auf störende Barrieren angewiesen zu sein, greifen viele Ehepaare auf diese Methode der Verhütung zurück. Es handelt sich dabei um die Beobachtung des weiblichen Zyklus zur Erkennung der Ovulation (Eisprung) und der fruchtbaren Tage. Dabei dienen als wichtigste Anhaltspunkte die Basaltemperatur, der Zervixschleim, sowie die tastbare Veränderung des Muttermundes. Wenn eine Frau gelernt hat, diese Zeichen sicher zu deuten, kann sie zumindest die sicher unfruchtbare Zeit nach dem Eisprung erkennen. An dieser Stelle kann die NFP nicht ausführlich erläutert werden. Weitere Informationen zur NFP gibt es z.B. unter www.iner.org. Die NFP kann eine recht sichere Verhütungsmethode sein, vor allem für Frauen, die einen sehr regelmäßigen Zyklus haben und weder stillen, noch krank sind. Allerdings wird die Anwendung von NFP eine beständige Herausforderung für die Frau bleiben, die tagtäglich ihren Körper und ihren Zyklus genauestens beobachten muss. Zudem bedeutet dies, dass es in jedem Monat vor und während des Eisprungs 10-15 Tage gibt, die ein Ehepaar enthaltsam leben muss, da die Frau fruchtbar ist oder sein könnte. Dies jedoch sind normalerweise genau die Zeiträume, in der eine Frau natürlicherweise mehr Lust hat als in anderen Zyklustagen. Ehelicher Verkehr ergibt sich also nicht aus der Situation einer Stimmung oder einer Bereitschaft heraus, sondern eben nach dem Kalender. Es besteht die Gefahr, dass die Empfängnisverhütung als Priorität über die ehelichen Bedürfnisse und das liebende Einssein der Ehepartner gestellt wird. Um diesen Nachteil auszuschließen, empfiehlt Dr. med. O. Windecker im "Ratgeber Ehe" die "Kombimethode". So können mithilfe eines mechanischen Verhütungsmittels fruchtbare Tage überbrückt werden. Dennoch beobachtet die Frau ihren Körper um die unfruchtbaren Tage zu erkennen, und in diesen das barrierefreie Einssein der Eheleute zu ermöglichen. Schwieriger ist die Anwendung dieser Methode, wenn eine Frau stillt und aus diesem Grund noch keinen regelmäßigen Zyklus hat. Und sie wird sehr unzuverlässig, wenn eine Mutter krank ist, oder aufgrund jüngerer Kinder nachts häufig aufstehen muss. An dieser Stelle möchte ich noch kurz die Position mancher Christen ansprechen, NFP sei die einzige biblisch vertretbare Verhütungsmethode, da sie nicht in Gottes Gabe der Fruchtbarkeit eingreift, sondern diese lediglich "reguliere". Dr. theol. Thomas Schirrmacher stellt diese Position in seinem Aufsatz zur Schwangerschaftsverhütung in Frage: "Tritt hier nicht das ganze Problem des katholischen ‚Natur‘-Gedankens zu Tage: Ist Natur alles, was geschieht? Besteht das ganze Leben nicht daraus, in Gottes Auftrag die Natur zu beherrschen? Wenn man aber den Begriff „Schöpfungsordnung“ verwendet: Ist jedes Naturgesetz eine Schöpfungsordnung, in die man nicht eingreifen darf? Die Zeitwahlmethode (NFP) soll hier nicht schlecht gemacht werden. Sie ist in ihrer modernen Form ein ausgereifter und sinnvoller Weg der Familienplanung und wegen ihrer praktisch fehlenden Nebenwirkungen sehr zu empfehlen. Es geht ausschließlich um die Frage, ob diese Methode wirklich als einzige ethisch-theologisch legitim ist und jeder andere Weg von vorne herein untersagt ist." Einige Christen verurteilen den Gebrauch von Verhütungsmitteln deshalb, weil seit der Erfindung des Kondoms und der Einführung der Pille außerehelicher Geschlechtsverkehr massiv Einzug in die Gesellschaft genommen hat. Er bleibt nun häufig folgenlos, und ist daher in unserer liberalen Gesellschaft fast schon als allgemeines Menschenrecht anerkannt. Dr. theol. Thomas Schirrmacher schreibt: "Kurzum: Massiver Missbrauch hebt dennoch den rechten Gebrauch nicht auf. Dass Millionen verhüten, um sexuell promiskuitiv leben zu können, bedeutet nicht, dass Verhütungsmittel in der Ehe verboten seien, sonst könnte man mit derselben Logik ja auch gleich die Sexualität selbst auch in der Ehe verbieten. Verboten können nur solche Verhütungsmethoden sein, die eine frühabtreibende Wirkung haben." 5. Sterilisation Auch die Endgültige Kontrazeption (operative Sterilisation) ist unter Christen umstritten. Schließlich handelt es sich um einen grundsätzlichen Eingriff in die Unversehrtheit des eigenen Körpers. Zudem verkürzt es die von Gott gegebenen fruchtbaren Jahre (normalerweise) endgültig. 6. Enthaltsamkeit In einem Punkt aber ist die Bibel eindeutig: Enthaltsamkeit ist kein Mittel zur Empfängnisverhütung. 1.Kor 7,5: "Entzieht euch einander nicht, außer nach Übereinkunft eine Zeit lang, damit ihr euch dem Fasten und dem Gebet widmen könnt; und kommt dann wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versucht um eurer Unenthaltsamkeit willen." Nun da wir einige Verhütungsmethoden besprochen haben, wenden wir uns der Frage zu: Gibt es Richtlinien, die es einem jungen Ehepaar erleichtern, in der Familienplanung weise Entscheidungen zu treffen? Ich denke, dass es sehr hilfreich ist, dieses Thema bereits in der Ehevorbereitung zu besprechen. So kann man in einer biblischen Sichtweise Einigkeit anstreben. Es ist auch eine Bereicherung mit gottesfürchtigen Ehepaaren zu sprechen, die den fruchtbaren Abschnitt ihres Lebens bereits hinter sich haben. Sicher teilen sie in einem geschützten Rahmen gerne ihre Erfahrungen mit euch und berichten euch von ihren weisen und unweisen Entscheidungen. So könnt ihr von ihren Erfahrungen, ihrem Bibelwissen und ihren Ratschlägen profitieren. Karl Horst Wrage spricht in seinem Buch "Verantwortung in der Ehe" folgende Empfehlungen aus: "Junge Eheleute benötigen vom Beginn ihrer Ehe an eine gewisse Zeit, um in ihrem Einssein zusammenzuwachsen. Nach unserer Erfahrung sind hierfür im allgemeinen zwei Jahre erforderlich. Denn das tägliche Zusammensein, auch in abgespanntem Zustand, in dem die Beherrschung nachlässt, die ständige Begegnung mit dem Partner in all seinen kleinen Unordentlichkeiten, Ungepflegtheiten und Missstimmungen wollen geübt und getragen gelernt sein. Wir wollen uns nichts vormachen. Jedes Kind stellt eine Belastung für die Zeit und Kraft der gegenseitigen Zuwendung der Eheleute dar. Und Kinder benötigen eine reife Ehe, um gedeihen zu können. Was die Frage der Abstände in der Geschwisterfolge betrifft... Frauenärzte sind (wie ich meine berechtigterweise) der Auffassung, dass der günstige Abstand zwischen zwei Entbindungen dreimal neun Monate beträgt, nämlich neun Monate Stillzeit, neun Monate Erholung, neun Monate neue Schwangerschaft = 27 Monate = zwei Jahre und drei Monate." Pfarrer Naujokat vom Weißen Kreuz schreibt: „Es ist gut, wenn das Kind erwünscht und von vornherein angenommen wird. Bevor das erste Kind kommt, sollten die Ehepartner zu einer seelischen Harmonie der Ehe zusammengefunden haben. Erst muss die Zweisamkeit gelingen, ehe es zur Dreisamkeit kommen sollte. Auch der Geburtenabstand ist verantwortlich zu wählen.“ Abschließend möchten wir Ermutigung und Trost darin finden: Der lebendige Gott selbst bleibt, obwohl er seine schöpferische Zeugungskraft in den Menschen hineingelegt hat, der Herr über Leben und Tod. Er ist es, der das Leben schenkt und souverän Kinder gibt oder verwehrt. Er regiert auch souverän über unsere Familien. Ihn dürfen wir um Weisheit für jede unserer Entscheidungen, und um reine Motive bitten. "Denn du hast meine Nieren gebildet; du hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl! Mein Gebein war nicht verhüllt vor dir, als ich im Verborgenen gemacht wurde, kunstvoll gewirkt tief unten auf Erden. Deine Augen sahen mich schon als ungeformten Keim, und in dein Buch waren geschrieben alle Tage, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen war. Und wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott! Wie ist ihre Summe so gewaltig! ... Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!" Psalm 139,13-17; 23-24 Literatur: Familienplanung – eine Option für Christen?, Schriftenreihe des Instituts für Lebens- und Familienwissenschaften 1, Thomas Schirrmacher (Hg.), © 2006 by ilfw und idea Ratgeber Ehe, Yvonne Schwengeler u. Manfred Metzger u. Dr. med. O. Windecker, © 1998 Schwengeler-Verlag Verantwortung in der Ehe, Karl Horst Wrage, © 1966 Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
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Annehmen einer biblischen Sichtweise von Susanne Hiller Wie stellt Gott sich Familie vor? Das offenbart er uns in seinem Wort! "Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan!" 1. Mose 1,28 1. Kinder als Segen Diese Worte richtet Gott an die ersten Menschen, Adam und Eva, direkt nach ihrer Schöpfung. Gott wendet sich mit einem Segen an dieses junge Ehepaar. Und der Segen, den sie empfangen dürfen, besteht darin, dass sie fruchtbar sein werden. Sie werden beteiligt sein an dem schöpferischen, wunderbaren Wirken Gottes. Sie dürfen die Freude, die Gott daran hat, Leben entstehen zu lassen, miterleben. Gott wiederholt und betont den Segen der Nachkommen in ganz wichtigen Momenten der Menschheitsgeschichte: Zu Noah: "Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde!" 1 Mose 9,1+7 Zu Abraham: "Und Gott sprach weiter zu Abraham: Du sollst deine Frau Sarai nicht mehr Sarai nennen, sondern Sarah soll ihr Name sein; denn ich will sie segnen und will dir auch von ihr einen Sohn geben. Ich will sie segnen, und sie soll zu Nationen werden, und Könige von Völkern sollen von ihr kommen!" 1 Mose 17,15-16 "Darum will ich dich reichlich segnen und deinen Samen mächtig mehren, wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres; und dein Same soll das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen." 1 Mose 22,17 An vielen weiteren Stellen der 5 Bücher Mose wird von Kindern und Nachkommen als reicher Segen gesprochen. Es ist die Rede davon, dass Gott sich freut, uns durch Kindern wohlzutun! (5 Mose 28,63 u 30,5) Doch dieser Segen ist durchaus auch als Gebot zu verstehen. Das bedeutet, dass jedes Ehepaar den Wunsch haben sollte, Kinder zu bekommen! Die Bibel verspricht uns nicht, dass Gott allen Ehepaaren Fruchtbarkeit schenkt, aber der Wunsch und das Gebet eines Ehepaares um Kinder, ist biblisch. Gott in seiner Souveränität kann Fruchtbarkeit schenken oder auch nicht, es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen, wie er die Gaben austeilt. 2. Viele Kinder als Segen Dass die Bibel Kinder als den größten irdischen Segen versteht, wird schon gleich im ersten Kapitel festgestellt. Zudem lesen wir, dass Adam und Eva sich "vermehren" sollten. Zwei Kinder würden die Eltern lediglich ersetzten. Gott hat hier also eine Familie mit mehr als zwei Kindern geplant. Noch dazu spricht er davon, dass sie die Erde "füllen" sollen. Daran wird deutlich, dass Gott Freude an vielen Kindern, an Großfamilien hat! Gott möchte seinen Segen gerne reichlich über uns ausschütten. Die meisten Bibelstellen, die von der Segnung durch Nachkommenschaft sprechen, enthalten schier grenzenlose Mengenangaben! "Denn der HERR, euer Gott, hat euch gemehrt, und siehe, ihr seid heute so zahlreich wie die Sterne des Himmels. Der HERR, der Gott eurer Väter, mache euch noch viel tausendmal zahlreicher als ihr seid, und segne euch, wie er euch verheißen hat!" 5 Mose 1,10-11 "Und ich will deinen Samen machen wie den Staub auf der Erde; wenn ein Mensch den Staub auf der Erde zählen kann, so soll man auch deinen Samen zählen können." 1 Mose 13,16 " Wie man das Heer des Himmels nicht zählen und den Sand am Meer nicht messen kann, so will ich den Samen meines Knechtes David mehren und die Leviten, meine Diener." Jeremia 33,22 Der bekannte Vers aus Psalm 127 spricht von einem gefüllten Köcher: "Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN, die Leibesfrucht ist eine Belohnung. Wie Pfeile in der Hand eines Helden, so sind die Söhne der Jugend. Wohl dem Mann, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat! Sie werden nicht zuschanden, wenn sie mit den Widersachern reden im Tor." Psalm 127,3-5 3. Elternschaft als Verantwortung In 1 Mose 1 lässt Gott auf die Segnung den Satz folgen: "Und macht sie euch untertan!" Der Segen der Fruchtbarkeit und die daraus entstehende Vermehrung gehört zu dem Herrschaftsauftrag des Menschen. Er soll die Erde füllen, und sie sich untertan machen. Gott gab Adam und Eva die Aufgabe, über alles zu herrschen, was Lebendig ist. Und das beginnt sicherlich mit der eigenen Familie! In Maleachi 2,14–15 werden Nachkommen als gottgegebenes Ziel des Ehebundes beschrieben: "Deswegen weil der Herr Zeuge war zwischen dir und der Frau deiner Jugend ... die deine Gefährtin ist und die Frau deines [Ehe-]Bundes. Und hat er sie nicht zu Einem gemacht? Zu einem Fleisch, in dem Geist ist. Und was erstrebt das Eine? Nachkommenschaft von Gott!" Aus dieser Erkenntnis heraus ergibt sich für gläubige Ehepaare die klare Priorität, in den fruchtbaren Jahren der Frau den Segen Gottes dankbar und mit offenen Armen zu empfangen. Sie fühlen sich dazu berufen, Nachkommenschaft von Gott für Gott willkommen zu heißen und groß zu ziehen. Sie widmen daher freudig und selbstverständlich einen großen Teil ihrer Zeit und Ressourcen den Kindern, die Gott ihnen gibt. Doch bedeutet dies, dass wir als Christen so viele Kinder bekommen sollen, wie eben kommen? Sollten wir alles einem gottgegebenen "Naturgesetz" zu überlassen haben? Ist es eine von Gott gegebene Ordnung, in die wir nicht eingreifen dürfen? Helmut Thielicke schreibt: "Allerdings wird die Schöpfungsordnung nicht einfach dadurch befolgt, dass ich der Naturordnung folge, sondern wenn ich Gott gegenüber verantwortlich und gehorsam bin und die Determination durch die Natur verlasse. Ein Gehenlassen, wie es kommt, wäre eine religiös getarnte Naturhörigkeit. Die Zufälligkeit der Triebwünsche würde als Walten der Vorsehung verstanden. – Ich muss mich fragen: „Kann ich es verantworten, Kindersegen zu empfangen? Andererseits muss ich fragen: Kann ich es verantworten, keine Kinder zu haben?“" Wenn Gott sagt: „Seid fruchtbar und vermehrt euch“ kann man das nicht als Gebot verstehen, dass jedes Ehepaar so fruchtbar wie nur vorstellbar sein sollte, und so viele Kinder zeugen, wie eben entstehen. Dr. theol. Thomas Schirrmacher formuliert es so: "„Seid fruchtbar und mehret euch“ bedeutet also nicht „lasst die Kinder kommen wie sie kommen.“ Vielmehr wird hier das grundsätzliche Ja zur Nachkommenschaft begründet. Damit ist aber kein Nein zu verantwortlicher Elternschaft ausgesprochen." Ein Prediger schreibt: "Ein Ehepaar, das für sich beschließt auf jegliche Verhütung zu verzichten und eine große Familie anzustreben, darf darauf vertrauen, dass Gott sie segnen wird. Es ist in vielerlei Hinsicht ein großartiges Zeugnis und eine wunderbare Freude. Es ist hoch zu schätzen, gerade in unseren Tagen. Gleichzeitig dürfen auch die Ehepaare sich der Gunst und des Segens Gottes gewiss sein, die aus guten und angemessenen Gründen die Zahl der Kinder begrenzen." An dieser Stelle sei noch kurz eine Bemerkung zu der Geschichte von Onan in 1. Mose 38,6–10 notiert. Manche Christen beziehen sich auf diese Bibelstelle, wenn sie argumentieren, dass jede Art der Schwangerschaftsverhütung unbiblisch und gegen Gottes Wille sei. Dr. theol. Thomas Schirrmacher schreibt diesbezüglich: "Das Strafbare war doch, dass Onan zwar grundsätzlich die Schwagerehe (Leviratsehe) vollzog, aber keine Nachkommen für seinen Bruder zeugen wollte. Man kann meines Erachtens diesen Bericht nicht aus der Thematik des Kontextes, der Leviratsehe, lösen und auf ein generelles Gebot, Kinder zu zeugen, ausdehnen. Onan sollte Nachkommen für seinen kinderlosen Bruder zeugen, damit das Familienland in der Familie und im jeweiligen Stamm Israels blieb, nicht mehr und nicht weniger. Er wollte aber offensichtlich nicht einen Sohn zeugen, der ihn daran hindert, das Erbe seines verstorbenen Bruders zu erlangen. Besonders anstößig war, dass Onan so tat, als ob er die Pflicht auf sich nehme, dies in Wirklichkeit aber nur vortäuschte." Inhaltlich geht es in dieser Geschichte also in erster Linie um die Schwagerehe, nicht um die Empfängnisverhütung. Onan nutzte die Empfängnisverhütung zu einem bösen Zweck, gegen Gottes Gebot. Doch dies ist kein Beweis dafür, dass Verhütung an sich in der Bibel untersagt werde. 4. Motive der Familienplanung - Ehe als Priorität Wenn wir die Bibel zum Thema Kinder und Familie durchforsten, wird schnell deutlich: Über weite Strecken behandelt die Bibel Ehe und Sexualität ohne jeden Bezug zur Zeugung und Erziehung von Kindern. Das Hohelied der Liebe preist ausführlich die eheliche Liebe einschließlich ihrer sexuellen Komponente. Von Kinderwunsch oder Zeugung wird dabei nirgends gesprochen. In den Evangelien diskutiert Jesus mit Schriftgelehrten und Jüngern viel über die Ehe, aber wiederum: die Notwendigkeit des Kinderwunsches oder der Bezug der Ehe zur Zeugung fehlen völlig. Als Paulus in 1Kor 7 Sexualität, Ehe und Ehelosigkeit diskutiert, fehlt auch hier das Thema Zeugung und Kinder. Als er eine Ehe ohne regelmäßige Sexualität verneint (1Kor 7,1–6; bes. „Entzieht einander nicht ... zu lange ...“, 1Kor 7,5), fehlt jeder Hinweis, dass Sexualität nur auf Zeugung bezogen sein dürfe. Vielmehr begründet er die Sexualität damit, dass jeder für den Partner da sei, ja ihm gehöre. Wir können aus dem, was in genannten Bibelstellen "fehlt", darauf schließen, dass die Ehe Priorität vor den Kindern hat. Die christliche Ehe als Lebens- und Liebesgemeinschaft besteht bereits, bevor Kinder dazu kommen, und wahrscheinlich noch lange, nachdem die fruchtbaren Jahre der Frau vorbei, und die Kinder ausgezogen sind. Karl Horst Wrage sieht das christliche Ehepaar in seiner Ehe einerseits in der Verantwortung vor Gott. Und andererseits in seiner Verantwortung vor dem Menschen, insbesondere dem Ehepartner und der bereits vorhandenen Kinder. In diesem Verantwortungsgeflecht sei das bewusste Gestalten der Ehe und Intimgemeinschaft nicht nur gestattet, sondern sogar geboten. Die Frage, ob ein intaktes Ehe- und Familienleben möglich sein wird, ist folglich (u.a.) maßgeblich für die Frage nach der Anzahl der Kinder. Insbesondere der Vater ist es in seiner Verantwortung für die Fürsorge seiner Familie, dieser schuldig, Fragen der Familienplanung im Einvernehmen mit seiner Frau weise zu entscheiden. - Finanzielle und gesundheitliche Belastbarkeit Das wohl am meisten verbreitete Motiv der Familienplanung in der heutigen Welt ist die Selbstsucht. Junge Paare wollen (noch) keine Kinder, weil sie sich selbst und ihre Wünsche verwirklichen wollen. Das ist weit entfernt von der Kinderliebe und Opferbereitschaft, die Jesus uns vorgelebt hat. Kinder sind ein Mittel der Heiligung, das alle Selbstsucht aufdeckt. Wer keine weiteren Kinder bekommen möchte, weil er es für zu anstrengend, zu einengend oder kostenintensiv betrachtet, der sollte über seinen Egoismus Buße tun. Dennoch sollten wir die Prinzipien der Schrift nicht außer Acht lassen, die uns gebieten, alles was wir tun, wohlüberlegt anzugehen. In Sprüche 13,16 heißt es: „Der Kluge tut alles mit Vorbedacht.“ und in Lukas 14, 28 steht: „Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und sich nicht vorher hinsetzt und die Kosten überschlägt, ob er genug hat, um es auszuführen.“ So ist es auch unsere Verantwortung, wenn wir unser "Haus" bauen, also unsere Familie planen, dies unter Berücksichtigung unserer wirtschaftlichen Umstände und finanziellen Möglichkeiten zu tun. Ebenso ist die körperliche Konstitution und Gesundheit der Mutter natürlich absolut ausschlaggebend. Bevor ein Kind gezeugt wird, sollte das Ehepaar also gemeinsam bedenken, ob eine (weitere) Schwangerschaft, Geburt, Wochenbettszeit und das langfristige Aufziehen des Kindes für die Mutter unter normalen Umständen schaffbar ist. Gott schaut auch in diesen Dingen das Herz der Eheleute an. Für ihn macht es durchaus einen Unterschied, ob ein junges Paar Verhütungsmittel anwendet, um mehr Zeit für ihre Selbstverwirklichung zu haben, ohne lästige Kinder im Schlepptau. Oder ob ein kinderliebes Ehepaar dies tut, das bereits eine Anzahl Kinder hat, und nun triftige Gründe (evtl. nur vorübergehend) einer weiteren Schwangerschaft vorzubeugen. Gründe könnten sein: - Eine Frau hatte bereits mehrere Kaiserschnitte oder andere Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Eine weitere Schwangerschaft würde Mutter und Kind gefährden. - Eine Mutter muss sich in nächster Zeit einer OP unterziehen, die eine Vollnarkose notwendig macht. Daher muss sie einige Monate eine Schwangerschaft vermeiden. - Ein Ehepaar möchte ihre Kinderzahl auf eine bestimmte Anzahl begrenzen, weil es nach reiflicher Überlegung zu der Überzeugung gelangt ist, dass es ihre Kräfte übersteigt, mehr Kinder in Gottesfurcht zu erziehen. - Eine Frau hatte eine Fehlgeburt und möchte nun ihrem Körper vor der nächsten Schwangerschaft etwas Erholung gönnen. - Eine Familie wohnt in einer engen Stadtwohnung. Weitere Kinder würden dazu führen, dass auch die Mutter arbeiten gehen muss, um eine größere Wohnung zu finanzieren. Das Ehepaar möchte dies vermeiden und entscheidet sich daher, die Familiengröße zu begrenzen. Euch fallen sicher noch viele weitere Beispiele ein. Für Gott sind unsere Motive und Herzenseinstellungen bei der Familienplanung entscheidend. Was schon Nächstenliebe und Goldene Regel verlangen, formuliert 1971 eine theologische Kommission des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden so: "Eine Planung der Zahl und der Zeitabstände der Geburten sollte mit Rücksicht auf die ‚Fähigkeit der Eltern, Kinder zu erziehen‘, ‚Gesundheit der Mutter‘ und die ‚wirtschaftlichen Möglichkeiten der Eheleute‘ im gegenseitigen Einvernehmen und in der Verantwortung vor Gott erfolgen. Verantwortungsloses Handeln wäre die prinzipielle Entscheidung für kein oder nur ein Kind um der Aufrechterhaltung eines hohen Lebensstandards willen. Zur Liebe gehört die Bereitschaft zum Opfer! Bei aller Verantwortung für die Empfängnisregelung bleibt bestehen: Wir können Kinder weder machen, noch verhindern. Wir sind angewiesen auf Gottes Gabe ebenso wie auf seine Bewahrung und Fürsorge. Wenn ich meine Verantwortung wahrgenommen habe, darf ich getrost darin ruhen: Ich brauche mich nicht zu sorgen, denn ER sorgt für mich." "Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen?, oder: Was werden wir trinken?, oder: Womit werden wir uns kleiden? Denn nach allen diesen Dingen trachten die Heiden, aber euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles benötigt. Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden! Darum sollt ihr euch nicht sorgen um den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Jedem Tag genügt seine eigene Plage." Matthäus 6,31-34 Literatur: Familienplanung – eine Option für Christen?, Schriftenreihe des Instituts für Lebens- und Familienwissenschaften 1, Thomas Schirrmacher (Hg.), © 2006 by ilfw und idea Ratgeber Ehe, Yvonne Schwengeler u. Manfred Metzger u. Dr. med. O. Windecker, © 1998 Schwengeler-Verlag Verantwortung in der Ehe, Karl Horst Wrage, © 1966 Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn |
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