von Paul Tripp auf www.paultripp.com Ich glaube, Gott hat für mein Leben einen besonderen Heilsplan, der mit Parkplätzen zu tun hat. Letzte Woche habe ich über zwei Dinge geschrieben, die Gott mich auf dem Parkplatz eines Supermarktes gelehrt hat, und heute handelt meine Geschichte auf dem Parkplatz eines Freizeitparks. Luella und ich hatten einen besonderen Ausflug für die Familie geplant. Wir lieben unsere Kinder und wünschten uns, dass sie ein tolle Erlebnis haben, an das sie sich lange zurück erinnern. Da ich ein ziemlich naiver Vater war, ging ich davon aus, dass unsere Kinder die ihnen entgegengebrachte Großzügigkeit anerkennen, und mit gutem Verhalten honorieren würden. Wenn ich zurück schaue, hört sich das albern an, aber ich erwartete wirklich von meinen Kindern, dass sie sich diese Lektion an jenem Nachmittag selbst erteilen würden. Ich hatte nicht die Absicht irgendeine Anweisung liebevoll durchzusetzen, oder geduldig zum 100. Mal biblische Prinzipien zu erklären. In gewisser Weise, die mir gar nicht bewusst war, hatte ich diesen Ausflug in den Freizeitpark eigentlich für mich selbst geplant. In meinem Kopf sah ich meine kleinen Kinder, die mich umarmen würden, und mir sagen, wie toll sie mich finden. Dann würden sie in der Sommersonne davon laufen, um stundenlang unbeaufsichtigt das Familienglück zu genießen. Und wenn Gott dieser Vorstellung noch eine Frau hinzufügen würde, die an diesem Nachmittag nichts anderes vor hatte, als mich zu bedienen, wäre das einfach eine wundervolle Sache! Das Getränk Es dauerte nicht lange, bis meine elterliche Wahnvorstellung bloßgestellt wurde. Wir kamen auf dem Parkplatz an und bevor die Kinder aus dem Auto ausstiegen, fragte eines: "Papa, kann ich noch etwas trinken, bevor wir in den Park gehen?" Es schien ein unschuldiger Wunsch zu sein, aber nun wurde es brenzlig. Ich öffnete die Kühlbox mit all unseren Getränken, Sandwiches und Snacks. Und fast gleichzeitig entdeckten alle meine Kinder das eine Schoko-Getränk, das ich mir eingepackt hatte. Was als nächstes geschah, kann man nur mit einem globalen Atomkrieg vergleichen. Meine Kinder fingen an, sich gegenseitig zu schubsen und zu stoßen, an den Haaren zu ziehen und auf die Hände zu hauen, und warfen dabei mindestens genauso viele unschöne Worte um sich, wie Eiswürfel. Ich konnte es einfach nicht fassen. Wir waren noch nicht einmal am Drehkreuz des Freizeitparkeingangs angelangt, und mein Tag war schon verdorben! Da ich eigentlich davon ausgegangen war, dass dieser Tag ohne Auseinandersetzungen ablaufen würde, begann ich herumzuschreien: "Wollt ihr streiten? Wir müssen nicht so viel Geld bezahlen, nur damit ihr streiten könnt! Ich bringe euch jetzt nach Hause, stelle eine Kühlbox mit nur einem Getränk in den Garten, und dann könnt ihr euch streiten so viel ihr wollt!" Meine Strategie ging auf; oder das dachte ich zumindest. Unsere Kinder hörten sofort auf, sich über das Getränk zu streiten, aber nicht etwa, weil sie nach meiner liebevollen Zurechtweisung die Überführung des Heiligen Geistes erlebten. Es geschah genau das Gegenteil - meine Kinder waren beschämt vor einer Gruppe von Menschen, die stehen geblieben war, um mich dabei zu beobachten, wie ich auf dem Parkplatz eines Freizeitparks die Beherrschung verlor! Problem oder Gelegenheit? Wir wollen einmal überlegen, was an diesem Nachmittag eigentlich in meinem Herzen vorging. Zunächst - der Parkplatz. Gott benutzte einen Moment aus dem alltäglichen Leben meiner Familie, um mir und meinen Kindern eine wichtige Lektion zu lehren. Was ist so schön an einem Streit unter Geschwistern? Gott offenbart den Eltern den Zustand des kindlichen Herzens, damit die Eltern ihn wahrnehmen, sich darum kümmern, und langfristige Veränderung anstreben können. Alle Kinder sind Sünder, aber sie haben mit unterschiedlichen Sünden zu kämpfen. Diese Momente sind Gelegenheiten für dich, darauf aufmerksam zu werden - an welcher Stelle braucht mein Kind im Moment meine Unterstützung? Wenn du dein Kind liebst, und das Beste für dein Kind möchtest, sollten dich diese sündigen Neigungen deines Kindes bekümmern, denn die Sünde kann schwerwiegenden Schaden anrichten. Weil du die Sünde deines Kindes gesehen hast, und sie dich bekümmert, wirst du schließlich den Wunsch haben, dass Gott dich benutzt, um das Leben deines Kindes zu verändern. Das ist der Prozess, der stattfinden sollte, aber leider ist das nicht immer der Fall. Warum? Weil auch in meinem Herzen etwas passiert. Denn Kinder sind nicht die einzigen, die mit Sünde zu kämpfen haben. Sondern auch die Eltern haben das gleiche Problem wie sie. Und weil unsere sündigen Neigungen nach Bequemlichkeit, Kontrolle und Planbarkeit verlangen, sind diese Momente der Gelegenheit, aus unsere Sicht ein Problem. Die Streitigkeiten unter Geschwistern kommen uns nicht schön vor, denn sie machen uns Arbeit, und so tun wir irgendetwas, um den Streit schnell zu beenden. Vier Reaktionen Verstehst du nun langsam, warum ich so falsch reagiert habe? Ich wollte nur Bequemlichkeit, Kontrolle und Planbarkeit, und der Streit auf dem Parkplatz gefährdete alle meine Götzen. Meine Reaktion war, den Streit so schnell wie möglich zu beenden - indem ich die Kinder anbrüllte. Ich möchte das noch etwas näher erläutern, und Schritt für Schritt zeigen, was in uns Eltern vorgeht: 1. Zorn Das erste ist, dass wir die gottgegebenen Gelegenheiten zum Dienst nicht wahrnehmen, sondern stattdessen zornig werden. Die Situation auf dem Parkplatz war eine Gelegenheit, nicht ein Problem, aber ich reagierte unbeherrscht, um meine eigenen Götzen zu schützen. 2. Wertung als persönlichen Angriff Eine weiterer Grund dafür, dass wir zornig reagieren ist der, dass wir das persönlich nehmen, was nicht persönlich ist. Meine Kinder sind nicht den vorigen Abend lange aufgeblieben, um diesen Streit zu planen und damit mich persönlich anzugreifen. Sie haben sich einfach nur spontan sündig verhalten, wie selbstsüchtige Kinder es tun. Aber ich habe es als einen persönlichen Angriff gewertet. "Ich tue so viel für euch, und das ist der Dank, den ich bekomm?!" 3. Feindlichkeit Weil ich das persönlich genommen hatte, was nicht persönlich gemeint war, wurde meine Reaktion feindlich. Ich fühle mich persönlich angegriffen, da will ich mich wenigstens verteidigen, und wahrscheinlich will ich mich auch noch durch einen persönlichen Angriff rächen. Die ganze Situation ist nun eskaliert, und mit Sicherheit wird jemand durch eine verletzende Bemerkung gekränkt. 4. Schnellster Ausweg Und schließlich, da die ganze Situation nun eskaliert ist, setze ich alles daran, sie so schnell wie möglich zu beenden. Da wir als Erwachsene größer, stärker und lauter sind, können wir das meistens erreichen, wenn wir herumschreien, oder drohen. Aber durch all das ändert sich nichts zum Guten. Die Lösung des Problems ist kurzfristig und hat mehr Schaden angerichtet, als uns klar ist. Ein besserer Weg Die biblische Sicht der Erziehung ist: Wenn du die Sünde, Schwachheit, Rebellion und das Fehlverhalten deiner Kinder siehst und hörst ist das niemals eine Zumutung, niemals eine lästige Unterbrechung oder ein ärgerliches Problem. Es ist Gnade. Gott in seiner Souveränität hat deine Kinder in eine gläubige Familie gestellt, und in seiner beständigen Gnade offenbart er dir wieder und wieder ihre Bedürfnisse, damit du ihnen helfen kannst, sich ihrer Sünde bewusst zu werden, davon überführt zu werden, Buße zu tun und durch den Glauben verändert zu werden. Und weil er in solchen Momenten von dir verlangt, dass du dein kleines Königreich aufgibst für sein großes Reich, ist es nicht nur eine Gelegenheit für deine Kinder - sondern auch für dich. Sei nicht verzagt. Die Bibel gibt dir die Weisheit, die du brauchst, und dein allgegenwärtiger Heiland gibt dir die Gnade, die du nötig hast, um in den zehntausend kleinen Momenten und Gelegenheiten, die er dir schickt, richtig zu reagieren.
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