Annehmen einer biblischen Sichtweise von Susanne Hiller Wie stellt Gott sich Familie vor? Das offenbart er uns in seinem Wort! "Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan!" 1. Mose 1,28 1. Kinder als Segen Diese Worte richtet Gott an die ersten Menschen, Adam und Eva, direkt nach ihrer Schöpfung. Gott wendet sich mit einem Segen an dieses junge Ehepaar. Und der Segen, den sie empfangen dürfen, besteht darin, dass sie fruchtbar sein werden. Sie werden beteiligt sein an dem schöpferischen, wunderbaren Wirken Gottes. Sie dürfen die Freude, die Gott daran hat, Leben entstehen zu lassen, miterleben. Gott wiederholt und betont den Segen der Nachkommen in ganz wichtigen Momenten der Menschheitsgeschichte: Zu Noah: "Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde!" 1 Mose 9,1+7 Zu Abraham: "Und Gott sprach weiter zu Abraham: Du sollst deine Frau Sarai nicht mehr Sarai nennen, sondern Sarah soll ihr Name sein; denn ich will sie segnen und will dir auch von ihr einen Sohn geben. Ich will sie segnen, und sie soll zu Nationen werden, und Könige von Völkern sollen von ihr kommen!" 1 Mose 17,15-16 "Darum will ich dich reichlich segnen und deinen Samen mächtig mehren, wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres; und dein Same soll das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen." 1 Mose 22,17 An vielen weiteren Stellen der 5 Bücher Mose wird von Kindern und Nachkommen als reicher Segen gesprochen. Es ist die Rede davon, dass Gott sich freut, uns durch Kindern wohlzutun! (5 Mose 28,63 u 30,5) Doch dieser Segen ist durchaus auch als Gebot zu verstehen. Das bedeutet, dass jedes Ehepaar den Wunsch haben sollte, Kinder zu bekommen! Die Bibel verspricht uns nicht, dass Gott allen Ehepaaren Fruchtbarkeit schenkt, aber der Wunsch und das Gebet eines Ehepaares um Kinder, ist biblisch. Gott in seiner Souveränität kann Fruchtbarkeit schenken oder auch nicht, es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen, wie er die Gaben austeilt. 2. Viele Kinder als Segen Dass die Bibel Kinder als den größten irdischen Segen versteht, wird schon gleich im ersten Kapitel festgestellt. Zudem lesen wir, dass Adam und Eva sich "vermehren" sollten. Zwei Kinder würden die Eltern lediglich ersetzten. Gott hat hier also eine Familie mit mehr als zwei Kindern geplant. Noch dazu spricht er davon, dass sie die Erde "füllen" sollen. Daran wird deutlich, dass Gott Freude an vielen Kindern, an Großfamilien hat! Gott möchte seinen Segen gerne reichlich über uns ausschütten. Die meisten Bibelstellen, die von der Segnung durch Nachkommenschaft sprechen, enthalten schier grenzenlose Mengenangaben! "Denn der HERR, euer Gott, hat euch gemehrt, und siehe, ihr seid heute so zahlreich wie die Sterne des Himmels. Der HERR, der Gott eurer Väter, mache euch noch viel tausendmal zahlreicher als ihr seid, und segne euch, wie er euch verheißen hat!" 5 Mose 1,10-11 "Und ich will deinen Samen machen wie den Staub auf der Erde; wenn ein Mensch den Staub auf der Erde zählen kann, so soll man auch deinen Samen zählen können." 1 Mose 13,16 " Wie man das Heer des Himmels nicht zählen und den Sand am Meer nicht messen kann, so will ich den Samen meines Knechtes David mehren und die Leviten, meine Diener." Jeremia 33,22 Der bekannte Vers aus Psalm 127 spricht von einem gefüllten Köcher: "Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN, die Leibesfrucht ist eine Belohnung. Wie Pfeile in der Hand eines Helden, so sind die Söhne der Jugend. Wohl dem Mann, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat! Sie werden nicht zuschanden, wenn sie mit den Widersachern reden im Tor." Psalm 127,3-5 3. Elternschaft als Verantwortung In 1 Mose 1 lässt Gott auf die Segnung den Satz folgen: "Und macht sie euch untertan!" Der Segen der Fruchtbarkeit und die daraus entstehende Vermehrung gehört zu dem Herrschaftsauftrag des Menschen. Er soll die Erde füllen, und sie sich untertan machen. Gott gab Adam und Eva die Aufgabe, über alles zu herrschen, was Lebendig ist. Und das beginnt sicherlich mit der eigenen Familie! In Maleachi 2,14–15 werden Nachkommen als gottgegebenes Ziel des Ehebundes beschrieben: "Deswegen weil der Herr Zeuge war zwischen dir und der Frau deiner Jugend ... die deine Gefährtin ist und die Frau deines [Ehe-]Bundes. Und hat er sie nicht zu Einem gemacht? Zu einem Fleisch, in dem Geist ist. Und was erstrebt das Eine? Nachkommenschaft von Gott!" Aus dieser Erkenntnis heraus ergibt sich für gläubige Ehepaare die klare Priorität, in den fruchtbaren Jahren der Frau den Segen Gottes dankbar und mit offenen Armen zu empfangen. Sie fühlen sich dazu berufen, Nachkommenschaft von Gott für Gott willkommen zu heißen und groß zu ziehen. Sie widmen daher freudig und selbstverständlich einen großen Teil ihrer Zeit und Ressourcen den Kindern, die Gott ihnen gibt. Doch bedeutet dies, dass wir als Christen so viele Kinder bekommen sollen, wie eben kommen? Sollten wir alles einem gottgegebenen "Naturgesetz" zu überlassen haben? Ist es eine von Gott gegebene Ordnung, in die wir nicht eingreifen dürfen? Helmut Thielicke schreibt: "Allerdings wird die Schöpfungsordnung nicht einfach dadurch befolgt, dass ich der Naturordnung folge, sondern wenn ich Gott gegenüber verantwortlich und gehorsam bin und die Determination durch die Natur verlasse. Ein Gehenlassen, wie es kommt, wäre eine religiös getarnte Naturhörigkeit. Die Zufälligkeit der Triebwünsche würde als Walten der Vorsehung verstanden. – Ich muss mich fragen: „Kann ich es verantworten, Kindersegen zu empfangen? Andererseits muss ich fragen: Kann ich es verantworten, keine Kinder zu haben?“" Wenn Gott sagt: „Seid fruchtbar und vermehrt euch“ kann man das nicht als Gebot verstehen, dass jedes Ehepaar so fruchtbar wie nur vorstellbar sein sollte, und so viele Kinder zeugen, wie eben entstehen. Dr. theol. Thomas Schirrmacher formuliert es so: "„Seid fruchtbar und mehret euch“ bedeutet also nicht „lasst die Kinder kommen wie sie kommen.“ Vielmehr wird hier das grundsätzliche Ja zur Nachkommenschaft begründet. Damit ist aber kein Nein zu verantwortlicher Elternschaft ausgesprochen." Ein Prediger schreibt: "Ein Ehepaar, das für sich beschließt auf jegliche Verhütung zu verzichten und eine große Familie anzustreben, darf darauf vertrauen, dass Gott sie segnen wird. Es ist in vielerlei Hinsicht ein großartiges Zeugnis und eine wunderbare Freude. Es ist hoch zu schätzen, gerade in unseren Tagen. Gleichzeitig dürfen auch die Ehepaare sich der Gunst und des Segens Gottes gewiss sein, die aus guten und angemessenen Gründen die Zahl der Kinder begrenzen." An dieser Stelle sei noch kurz eine Bemerkung zu der Geschichte von Onan in 1. Mose 38,6–10 notiert. Manche Christen beziehen sich auf diese Bibelstelle, wenn sie argumentieren, dass jede Art der Schwangerschaftsverhütung unbiblisch und gegen Gottes Wille sei. Dr. theol. Thomas Schirrmacher schreibt diesbezüglich: "Das Strafbare war doch, dass Onan zwar grundsätzlich die Schwagerehe (Leviratsehe) vollzog, aber keine Nachkommen für seinen Bruder zeugen wollte. Man kann meines Erachtens diesen Bericht nicht aus der Thematik des Kontextes, der Leviratsehe, lösen und auf ein generelles Gebot, Kinder zu zeugen, ausdehnen. Onan sollte Nachkommen für seinen kinderlosen Bruder zeugen, damit das Familienland in der Familie und im jeweiligen Stamm Israels blieb, nicht mehr und nicht weniger. Er wollte aber offensichtlich nicht einen Sohn zeugen, der ihn daran hindert, das Erbe seines verstorbenen Bruders zu erlangen. Besonders anstößig war, dass Onan so tat, als ob er die Pflicht auf sich nehme, dies in Wirklichkeit aber nur vortäuschte." Inhaltlich geht es in dieser Geschichte also in erster Linie um die Schwagerehe, nicht um die Empfängnisverhütung. Onan nutzte die Empfängnisverhütung zu einem bösen Zweck, gegen Gottes Gebot. Doch dies ist kein Beweis dafür, dass Verhütung an sich in der Bibel untersagt werde. 4. Motive der Familienplanung - Ehe als Priorität Wenn wir die Bibel zum Thema Kinder und Familie durchforsten, wird schnell deutlich: Über weite Strecken behandelt die Bibel Ehe und Sexualität ohne jeden Bezug zur Zeugung und Erziehung von Kindern. Das Hohelied der Liebe preist ausführlich die eheliche Liebe einschließlich ihrer sexuellen Komponente. Von Kinderwunsch oder Zeugung wird dabei nirgends gesprochen. In den Evangelien diskutiert Jesus mit Schriftgelehrten und Jüngern viel über die Ehe, aber wiederum: die Notwendigkeit des Kinderwunsches oder der Bezug der Ehe zur Zeugung fehlen völlig. Als Paulus in 1Kor 7 Sexualität, Ehe und Ehelosigkeit diskutiert, fehlt auch hier das Thema Zeugung und Kinder. Als er eine Ehe ohne regelmäßige Sexualität verneint (1Kor 7,1–6; bes. „Entzieht einander nicht ... zu lange ...“, 1Kor 7,5), fehlt jeder Hinweis, dass Sexualität nur auf Zeugung bezogen sein dürfe. Vielmehr begründet er die Sexualität damit, dass jeder für den Partner da sei, ja ihm gehöre. Wir können aus dem, was in genannten Bibelstellen "fehlt", darauf schließen, dass die Ehe Priorität vor den Kindern hat. Die christliche Ehe als Lebens- und Liebesgemeinschaft besteht bereits, bevor Kinder dazu kommen, und wahrscheinlich noch lange, nachdem die fruchtbaren Jahre der Frau vorbei, und die Kinder ausgezogen sind. Karl Horst Wrage sieht das christliche Ehepaar in seiner Ehe einerseits in der Verantwortung vor Gott. Und andererseits in seiner Verantwortung vor dem Menschen, insbesondere dem Ehepartner und der bereits vorhandenen Kinder. In diesem Verantwortungsgeflecht sei das bewusste Gestalten der Ehe und Intimgemeinschaft nicht nur gestattet, sondern sogar geboten. Die Frage, ob ein intaktes Ehe- und Familienleben möglich sein wird, ist folglich (u.a.) maßgeblich für die Frage nach der Anzahl der Kinder. Insbesondere der Vater ist es in seiner Verantwortung für die Fürsorge seiner Familie, dieser schuldig, Fragen der Familienplanung im Einvernehmen mit seiner Frau weise zu entscheiden. - Finanzielle und gesundheitliche Belastbarkeit Das wohl am meisten verbreitete Motiv der Familienplanung in der heutigen Welt ist die Selbstsucht. Junge Paare wollen (noch) keine Kinder, weil sie sich selbst und ihre Wünsche verwirklichen wollen. Das ist weit entfernt von der Kinderliebe und Opferbereitschaft, die Jesus uns vorgelebt hat. Kinder sind ein Mittel der Heiligung, das alle Selbstsucht aufdeckt. Wer keine weiteren Kinder bekommen möchte, weil er es für zu anstrengend, zu einengend oder kostenintensiv betrachtet, der sollte über seinen Egoismus Buße tun. Dennoch sollten wir die Prinzipien der Schrift nicht außer Acht lassen, die uns gebieten, alles was wir tun, wohlüberlegt anzugehen. In Sprüche 13,16 heißt es: „Der Kluge tut alles mit Vorbedacht.“ und in Lukas 14, 28 steht: „Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und sich nicht vorher hinsetzt und die Kosten überschlägt, ob er genug hat, um es auszuführen.“ So ist es auch unsere Verantwortung, wenn wir unser "Haus" bauen, also unsere Familie planen, dies unter Berücksichtigung unserer wirtschaftlichen Umstände und finanziellen Möglichkeiten zu tun. Ebenso ist die körperliche Konstitution und Gesundheit der Mutter natürlich absolut ausschlaggebend. Bevor ein Kind gezeugt wird, sollte das Ehepaar also gemeinsam bedenken, ob eine (weitere) Schwangerschaft, Geburt, Wochenbettszeit und das langfristige Aufziehen des Kindes für die Mutter unter normalen Umständen schaffbar ist. Gott schaut auch in diesen Dingen das Herz der Eheleute an. Für ihn macht es durchaus einen Unterschied, ob ein junges Paar Verhütungsmittel anwendet, um mehr Zeit für ihre Selbstverwirklichung zu haben, ohne lästige Kinder im Schlepptau. Oder ob ein kinderliebes Ehepaar dies tut, das bereits eine Anzahl Kinder hat, und nun triftige Gründe (evtl. nur vorübergehend) einer weiteren Schwangerschaft vorzubeugen. Gründe könnten sein: - Eine Frau hatte bereits mehrere Kaiserschnitte oder andere Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Eine weitere Schwangerschaft würde Mutter und Kind gefährden. - Eine Mutter muss sich in nächster Zeit einer OP unterziehen, die eine Vollnarkose notwendig macht. Daher muss sie einige Monate eine Schwangerschaft vermeiden. - Ein Ehepaar möchte ihre Kinderzahl auf eine bestimmte Anzahl begrenzen, weil es nach reiflicher Überlegung zu der Überzeugung gelangt ist, dass es ihre Kräfte übersteigt, mehr Kinder in Gottesfurcht zu erziehen. - Eine Frau hatte eine Fehlgeburt und möchte nun ihrem Körper vor der nächsten Schwangerschaft etwas Erholung gönnen. - Eine Familie wohnt in einer engen Stadtwohnung. Weitere Kinder würden dazu führen, dass auch die Mutter arbeiten gehen muss, um eine größere Wohnung zu finanzieren. Das Ehepaar möchte dies vermeiden und entscheidet sich daher, die Familiengröße zu begrenzen. Euch fallen sicher noch viele weitere Beispiele ein. Für Gott sind unsere Motive und Herzenseinstellungen bei der Familienplanung entscheidend. Was schon Nächstenliebe und Goldene Regel verlangen, formuliert 1971 eine theologische Kommission des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden so: "Eine Planung der Zahl und der Zeitabstände der Geburten sollte mit Rücksicht auf die ‚Fähigkeit der Eltern, Kinder zu erziehen‘, ‚Gesundheit der Mutter‘ und die ‚wirtschaftlichen Möglichkeiten der Eheleute‘ im gegenseitigen Einvernehmen und in der Verantwortung vor Gott erfolgen. Verantwortungsloses Handeln wäre die prinzipielle Entscheidung für kein oder nur ein Kind um der Aufrechterhaltung eines hohen Lebensstandards willen. Zur Liebe gehört die Bereitschaft zum Opfer! Bei aller Verantwortung für die Empfängnisregelung bleibt bestehen: Wir können Kinder weder machen, noch verhindern. Wir sind angewiesen auf Gottes Gabe ebenso wie auf seine Bewahrung und Fürsorge. Wenn ich meine Verantwortung wahrgenommen habe, darf ich getrost darin ruhen: Ich brauche mich nicht zu sorgen, denn ER sorgt für mich." "Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen?, oder: Was werden wir trinken?, oder: Womit werden wir uns kleiden? Denn nach allen diesen Dingen trachten die Heiden, aber euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles benötigt. Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles hinzugefügt werden! Darum sollt ihr euch nicht sorgen um den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Jedem Tag genügt seine eigene Plage." Matthäus 6,31-34 Literatur: Familienplanung – eine Option für Christen?, Schriftenreihe des Instituts für Lebens- und Familienwissenschaften 1, Thomas Schirrmacher (Hg.), © 2006 by ilfw und idea Ratgeber Ehe, Yvonne Schwengeler u. Manfred Metzger u. Dr. med. O. Windecker, © 1998 Schwengeler-Verlag Verantwortung in der Ehe, Karl Horst Wrage, © 1966 Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
3 Comments
R.K.
10/22/2018 02:26:32 pm
Leider halte ich Deine Ansichten in zentralen Punkten für unbiblisch und möchte dies gerne anhand der Bibel belegen:
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R.K.
10/22/2018 02:28:11 pm
Es bleiben also gewichtige Fragen offen:
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Susanne Hiller
10/23/2018 05:25:23 am
Danke sehr für deine Stellungnahme, RK. Es ist sehr interessant deine Argumentation zu lesen. Und es ist wichtig immer weiter anhand der Bibel über diese Dinge nachzudenken, um in der Erkenntnis zu wachsen.
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