Es ist 6.30 Uhr. Der Wecker klingelt und ich bin sofort wach. Ich ziehe mir eine Strickjacke über und schlurfe in die Küche. Die Kinder schlafen noch alle. Ich bereite das Frühstück für meinen Mann vor, packe seine Lunchbox, und wir wechseln ein paar Worte, bevor er das Haus verlässt. Nun habe ich noch eine Dreiviertel Stunde Zeit bis ich mein Schulkind wecken muss. Und die morgendliche Ruhe tut so gut. Ich fülle die Waschmaschine, ziehe mich an und mache ungestört meine Stillezeit. Da - leise Töne aus dem Babyzimmer. Maria ist wach und gurrt zufrieden vor sich hin. Ich wickel sie und gehe dann mit ihr wieder in die Küche. Zweite Runde Frühstück, diesmal für die Kinder. Einer nach dem andern trudelt ein. Ausgeschlafen, fröhlich, voller Energie - ein neuer Tag hat begonnen und ich bin höchst zufrieden mit diesem Anfang!
Denn es ist nicht immer so. Es ist sogar selten so. Viel häufiger weint das Baby schon, wenn ich gerade meinem Mann Frühstück zubereiten will. Oder die Kleinkinder sind wach und haben bereits den ersten Streit, wenn ich noch beschäftigt bin, dem Schulkind Brote zu machen. Oft kommt mir die Waschmaschine vor 9 Uhr gar nicht in den Sinn, und an Stillezeit vor dem Frühstück ist erst Recht nicht zu denken. Die letzten Wochen gab es Morgende, da fühlte ich mich schon erschlagen, überfahren, erschöpft, da war der Tag erst drei oder vier Stunden alt. Ist es die Wintermüdigkeit? Ist es die Tatsache, dass meine Kinder immer früher aufwachen, je früher es hell wird? Ist es der Lärmpegel, der mich wie ein Rampenlicht verfolgen, sobald ich morgens die Augen aufschlage? Muss ich es auf Maria zurück führen, die krabbelt und steht, Stufen ersteigt und fällt, jedes Kleinteil findet und mit Vergnügen die vertrockneten Resten unterm Esstisch in den Mund steckt? Oder liegt es daran, dass wir uns in den Finanzierungsgesprächen zu unserem Neubau befinden, und ich zum ersten Mal seit ich Mutter bin den Wunsch spüre, auch mal etwas zu den Familieneinkommen beitragen zu können? In den vergangenen Wochen hatte ich häufig Zweifel an meinem ganzen Lebenskonzept. Was mache ich eigentlich hier? Ich war mal eine unbeschwerte, gebildete, schlanke, ordnungsliebende, lärmempfindliche und zielstrebige junge Frau. Zehn Jahre später finde ich mich mitten in dem Chaos und Trubel einer Großfamilie wieder. Das Gegenteil von all den netten Adjektiven im vorletzten Satz. Übermüdet und desillusioniert. Und es gibt Tage, da will es mich wie einen Strudel nach unten reißen. Ich glaube, genau so hat sich Mose häufig gefühlt. In den letzten Wochen habe ich gemäß Bibelleseplan die ersten Bücher Mose durchgelesen. Und es hat in meine Situation als Mutter hineingesprochen wie nie zuvor. Wenn du mehr darüber lesen möchtest, welche Gemeinsamkeiten ich zwischen Mose und mir entdeckt habe, dann hüpfe rüber zu diesem Blog-Post: Mama, du hast mehr mit Mose gemeinsam als du denkst!
2 Kommentare
Tina
3/27/2019 05:31:15 am
Danke für Deine Ehrlichkeit.
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Susanne Hiller
3/28/2019 04:47:47 am
Liebe Tina, vielen herzlichen Dank für deine mitfühlenden und ermutigenden Worte! Es ist so schön, mit anderen Müttern in dieser Phase verbunden zu sein.
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